über den Honigdachs
Wie schreibt man eigentlich ein Buch?
Früher dachte ich, dass man sich am Abend an den Computer setzen kann und dann in einer einzigen Nacht ein Buch schreibt. Heute weiß ich es besser. Es dauert Ewigkeiten und ist die totale Selbstzerfleischung.
Ich habe einen Ordner, der Ordner steht in einem Regal. In dem Ordner sind unzählige angefangene Geschichten, Bücher und Gedichte. Der Zauber, der der ersten Idee für ein Projekt innewohnt, war es, was mich zum Schreiben gebracht hat. Doch weiter bin ich nie gekommen, denn ich habe Belastungsasthma und ein Sprint ist für mich einfacher als ein Marathon.
Seit über zweieinhalb Jahren sitze ich nun an meinem Debütroman. Nicht durchgängig, ich hab schließlich noch mein Studium abgeschlossen. Es ist ein langer und beschwerlicher Weg, ein Weg, auf dem ich mich immer wieder frage, wo zur Hölle er hinführen soll. Als ich damit begonnen habe, ihn zu gehen, wusste ich nur eines mit Sicherheit. Ich wusste, wie sich mein erstes Buch anfühlen soll. Die Protagonisten haben mehrere Metamorphosen durchlaufen, sie wurden ausgetauscht, umbenannt und viele Szenen landeten im Mülleimer. Im nächsten Schritt habe ich alles, was da war, einfach runtergeschrieben. Ich habe den Stöpsel gezogen und dabei zugesehen, wie langsam alle Worte aus mir herausgesickert sind. Ich habe versucht, sie in ein Korsett zu zwingen, dass ihnen nicht gerecht wurde und habe sie wieder ausgepackt. Ich saß auf dem Boden einer Hütte im Wald, in Mitten von heruntergefallenen Buchstaben. Mehrere Monate habe ich mein Buch nicht angerührt, bis ich mich traute um Hilfe zu bitten und sich auf einmal Tür und Tor öffneten. Der Roman bekam einen Namen und ich eine Möglichkeit, mit dem Schreiben etwas Geld zu verdienen. Der Honigdachs war geboren.
Ich bin der Überzeugung, dass man beim Schreiben keine Angst haben darf. Das zu sagen ist leicht, ein Buch zu schreiben ist das beängstigendste, was ich je getan habe. Wer nicht bereit ist (und das ist nur meine bescheidene Meinung einer Schriftstellerin, die noch kein einziges Buch veröffentlicht hat), sein Innerstes nach Außen zu kehren und die Wahrheit zu sprechen, der kann keine echten Geschichten erzählen. Es muss jedoch nicht alles echt sein, was man zu Papier bringt. Aber du darfst dabei nicht lügen.
“Life is always going to be stranger than fiction,
because fiction has to be convincing, and life doesn’t.”
Neil Gaiman
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